Jagoda hat in ihrem Leben schon ziemlich viel erlebt. Seit einem halben Jahr lebt sie mit ihrer Mutter im Frauenhaus, zum zweiten Mal. Nun steht nicht nur ihr 10. Geburtstag vor der Tür, sondern mit Mia ist ein neues Mädchen in die Klasse gekommen, mit dem sich Jagoda anfreundet. Als Mia sie fragt, ob sie zu ihrer Feier kommen dürfe, lädt Jagoda sie zu einer Party ein, die es eigentlich nicht geben sollte. Schliesslich darf niemand wissen, wo sie wohnt. Noch viermal schlafen bis zum grossen Tag. Ohne Geld, aber mit einem Plan macht sich Jagoda ans Werk. Ob es gelingt, ein richtig gutes Fest zu organisieren und sich mit Mia anzufreunden?
In den 23 Frauenhäusern in der Schweiz finden Frauen mit ihren Kindern Hilfe, Unterstützung und ein Stück Normalität. In ihren tagebuchähnlichen Aufzeichnungen nimmt Jagoda die Lesenden mit in ihre Gedankenwelt, erzählt von ihrem Leben und ihren Gefühlen. Ein Thema, das überrascht und nachdenklich stimmt. Durch die Ich-Perspektive und die kindlich einfache und zugleich an die Jugendsprache angelehnte Ausdrucksweise tauchen junge wie ältere Leser:innen ab der ersten Seite in die Welt von Jagoda ein. Einfache, in Blauschwarz gehaltene Skizzen sorgen für Auflockerung. Das Buch nimmt gefangen und berührt, auch durch die Klarheit und Einfachheit der Beschreibungen. Zugleich macht es Mut und regt dazu an, auf diese wenig beachtete Seite der Gesellschaft einen Blick zu richten und sich bewusst zu machen, welche Auswirkungen Gewalt in Familien auf Kinder hat. Ausserdem plagen Jagoda ganz normale Probleme wie z. B. die Hemmung, um Hilfe zu fragen. Die Verlagsempfehlung lautet ab 9 Jahren, doch auch für ältere Kinder sollte eine Begleitung durch Erwachsene erfolgen, um Gelesenes zu besprechen und besser zu verstehen. Nicole Tuchbreiter

